Peninsula Valdez I

Puerto Madryn

 

Zwei Wochen Urlaub – ideal, mal ein wenig die Umgebung zu erkunden. Weil um diese Jahreszeit die Wale und Pinguine dort Hochsaison haben, entscheiden wir uns für einen Trip zur Peninsula Valdes. Eigentlich böte es sich an, sich gleich noch weiter südlich die Gletscher anzuschauen, da aber unsere Winterklamotten noch im Container sind, entscheiden wir uns dagegen und planen stattdessen für den Anschluss einen Trip zur Salar de Uyuni in Bolivien. Gebucht haben wir lediglich die Busfahrt nach Valdes, einen Mietwagen vor Ort, zwei Plätze für die Wal-Tour im Yellow Submarin sowie den anschließenden Flug nach La Paz mit einen kurzen Zwischenstopp in Santa Cruz, der Rest würde sich vor Ort ergeben.

Los geht am Freitagabend mit dem Nachtbus nach Puerto Madryn. Da der Liegebus bereits ausgebucht war, haben wir nur noch Tickets für den Semi-Cama Bus bekommen, der jedoch ebenfalls ziemlich luxuriös ist und viel Platz zum Ausstrecken bietet. Es wird sogar am Abend noch ein Menü in Form eines (kalten) eigeschweißten Schnitzels mit Beilagen serviert, das wir allerdings mal auslassen, weil es irgendwie nicht so lecker aussieht. Den Mitreisenden scheint es jedoch zu schmecken, insbesondere der Gruppe beleibter Frauen fortgeschrittenen Alters, die für dieses Menü das unablässige Futtern anderer Snacks für diesen Zwischengang unterbrechen. Nach einer Pause ist mein Schnitzel verschwunden, da hatte wohl noch jemand Appetit.

Die Fahrt selbst ist relativ unspektakulär, über Stunden gibt es einfach nur ziemlich viel Gegend mit einigen Grashügeln, mal eingezäunt, mal nicht, hin und wieder sieht man ein paar Schafe…

Halbwegs ausgeruht (ich) oder auch nicht (den müden Gesichtern nach so ziemlich alle anderen), kommen wir am Nachmittag des Folgetages in Puerto Madryn an und nehmen uns gleich ein Taxi zum kleinen Autovermieter Centaurus, um unseren reservierten Mietwagen in Empfang zu nehmen. Wegen des langen Wochenendes sind die Hotels des Ortes und auch so ziemlich alle verfügbaren Mietwagen ziemlich ausgebucht, so dass wir froh sind, den Wagen bereits im Vorwege gebucht zu haben. Der  Vermieter ist supernett und gibt uns viele Tipps für unsere Tour mit auf den Weg. Ursprünglich kommt er aus Buenos Aires, wo er als Accountant gearbeitet hatte, bevor er sich im Zuge einer der vielen Wirtschaftskrisen im Jahre 2001 hier niederließ und als Autoverleiher selbständig machte.

Die anschließende Hotelsuche endet nach vielen vergeblichen Anfragen schließlich im nicht ganz so günstigen Hotel Tolosa, in dem wir umgerechnet etwa 65,- Euro pro Nacht bezahlen. Dafür erhalten wir aber auch ein riesiges und durchaus ganz schönes Zimmer, was in den folgenden zwei Wochen nicht immer der Fall sein wird.

Puerto Madryn wurde uns von vielen im Vorwege als hässlicher Touristenort beschrieben, der an spanische Betonburgen erinnern würde. Wir fanden es dort eigentlich ganz o.k. und konnten den Vergleich auch nicht so recht nachvollziehen. Es gibt eine nette Promenade und viele Lokale, die Häuser sind weder besonders hoch noch außerordentlich hässlich. Im Vergleich zu den anderen Orten dieser Gegend  ist Puerto Madryn sicher der am besten geeignete Ort zum Übernachten, weil es relativ zentral liegt und alles bietet, was man so benötigt.

 

 

Auf dem Weg nach Punta Tombo steht am Sonntagmorgen zunächst ein kurzer Stopp in Gaiman auf dem Plan, einem völlig überbewerteten Nest mit 6000 Einwohnern, das für seine Walisischen Teehäuser bekannt ist, in denen man zum Tee Gebäck nach walisischen Rezepten wie z.B. Scones mit Marmelade serviert bekommt (oohh!), außerdem ist die Primera Casa zu besichtigen, das erste im Jahre 1874 erbaute Steinhaus eines weißen Siedlers in Gaiman (aahh!).  Nach zweimaligen Durchfahren des Örtchens geht es weiter an die Küste, Tee und Gebäck ist nicht so unser Ding.

Punta Tombo ist die weltweit größte (was sonst? Ist ja in Argentinien!) Brutstätte von Magellan-Pinguinen und liegt in einem Tierschutzgebiet an der Atlantik-Küste, ca 120 Km südlich von Trelew. Im späten September, wenn auf der Südhalbkugel der Frühling kommt, ziehen die Magellan-Pinguine von Südbrasilien nach Patagonien und nisten dann genau hier. Für den interessierten Tierfreund ist der Weg dorthin fast ebenso beschwerlich. Um zur Küste zu gelangen, muss man die letzten 20 km über eine üble Schotterpiste fahren, die bei uns Erinnerungen an Island aufkommen lassen. Der Weg lohnt sich aber, denn das Schauspiel der vielen Pinguine ist ziemlich beeindruckend. Durch einen Großteil der Kolonie wurden abgesteckte Wege angelegt, von denen das ganze Treiben aus unmittelbarer Nähe zu beobachten ist. Wohin man schaut, liegen, stehen und laufen Pinguine, putzen sich, schnattern, heben ihre Erdhöhlen aus und einzelne kreuzen auch immer wieder watschelnd den Weg. Zwischendrin ist auch das ein oder andere Guanako zu sehen, die Stammform des Lamas und zur Familie der Kamele gehörend – sehen irgendwie schon ganz putzig aus, wie eine Mischung aus Reh, Kamel und Lama. Obwohl es zahlreiche Besucher gibt, verlieren sich diese in dem ziemlich großen Areal, so dass es nicht von Touristen überfüllt wirkt. Der Besuch der Kolonie kostet übrigens 80 Pesos Eintritt, mit argentinischen Wohnsitz nur 30 Pesos. Wert ist es das allemal.

Wer gern mehr darüber wissen möchte, hier ist der Link:

 

http://www.puntatombo.com/en/

 

Nachdem wir, wie auch alle anderen Besucher, so ziemlich jeden Pinguin abgelichtet haben, geht es weiter über die Schotterpisten Richtung Norden bis wir 40 Km weiter nördlich, einem Tipp unseres Autovermieters folgend, in eine unscheinbare kleinere Schotterstraße abbiegen, die uns nach Isla Escondida führt, einen einsamen Strand mit einen kleinen See-Elefanten Kolonie. Abseits der üblichen Touristenplätze ist man hier ziemlich allein und kann die Tiere in freier Wildbahn aus der Nähe betrachten. Lustig sind sie ja, wenngleich sie offenbar die meiste Zeit faul am Strand in der Sonne liegen.

 

Zurück geht es im Sonnenuntergang nach Puerto Madryn, wo wir unsere zweite Nacht im Hotel Tolosa verbringen.

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