Bolivien, Santa Cruz de Sierra – in der Kürze liegt die Würze!
Von Valdes, genauer gesagt vom Flughafen Trelew, geht es diesmal mit dem Flugzeug zunächst zurück nach Buenos Aires, um dann weiter nach Santa Cruz zu fliegen. Mit dem Vermieter hatten wir vereinbart, unseren Mietwagen direkt vor dem Flughafengebäude zu übergeben, und da der Flughafen von Trelew etwa 75 km von Puerto Madryn entfernt ist, starten wir schon um 6:00 Uhr – was sich angesichts des doch eher winzigen Flughafens als äußerst großzügig bemessene Zeitspanne herausstellt. Die Übergabe erfolgt problemlos, Schlüssel in die Hand gedrückt, Quittung erhalten und sogar noch Zeit für ein kleines Frühstück.
In Buenos Aires angekommen, nehmen wir für den Transfer zum anderen Flughafen EZE den „Tienda Leon“ Shuttelbus, der jedoch inkl. Wartezeit fast 3 Stunden für die Fahrt dorthin braucht. Der Collectivo hätte ungefähr die gleiche Zeit gebraucht und wäre deutlich billiger, aber eben auch weniger komfortabel gewesen. Aber was soll’s, wir haben ja genug Zeit.
Für den Flug nach Santa Cruz hat uns Boliviana de Aviacion (BoA) eine besonders schöne Maschine bereitgestellt: eine der ersten 747 und noch im Original-Zustand! Hier wird einem erst so richtig bewusst, wie sehr sich doch die Kabinenausstattung im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat (wenn auch nur bei anderen Fluggesellschaften!). Die hinter uns fröhlich gegen die Sitze tretenden Kleinkinder sorgen als Gratis-Zugabe für eine anständige Rückenmassage. Ein dezenter und ausgesprochen netter Hinweis an deren Mutter wird mit dem Satz quittiert, wir sollten uns doch freuen, dass die Kinder gesund seien, andernfalls wären sie krank. Das mag sicher stimmen und hat durchaus eine gewisse Logik – andererseits freuen wir uns aber noch viel mehr, wenn auch wir gesund bleiben. Als besondere Erinnerung an diesen Flug stecke ich die Spucktüte mit aufgedrucktem BoA-Logo und lustigem Smiley in meine Tasche – zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass mir diese ein paar Tage später noch mal gute Dienste erweisen sollte…
Fröhlich lächelnd, dass die kleinen Racker auch zum Ende des Fluges offenbar noch gesund sind, erleben wir bei der Ankunft zunächst einen Hitzeschock. Gestern noch auf der Whale-Watching Tour einen Schal herbeigewünscht, erwarten uns nun in Santa Cruz am Abend satte 39 Grad Celsius. Mit dem Taxi geht es in ca. 45 Minuten ins Zentrum, wo wir vorab über das Internet ein Zimmer im Hotel Italia reserviert hatten. Im Hotel schnell die kurze Hose angezogen und ab geht es ins Bolivien-Abenteuer.
Santa Cruz soll mit ca. 1,5 Millionen Einwohner die größte Stadt des Landes sein. Sie bietet in der Stadtmitte einen sehr schönen Platz mit einer sehr schönen Kathedrale, in den umliegenden Straßen gibt es noch ein paar ganz nette Häuser im Kolonialstil. Die Anzahl der weiteren Sehenswürdigkeiten in der Stadt ist darüber hinaus begrenzt. Zwar gibt es in der Umgebung der Stadt noch einige nette Ziele, hierfür bleibt uns angesichts unseres nur kurzen Aufenthalts jedoch keine Zeit.
Nach einigen Fotos der Kathedrale aus verschiedenen Perspektiven entscheiden wir uns zum Abendessen für ein nettes Lokal auf einer Dachterrasse direkt an der Plaza Principal mit Blick auf die Kathedrale. Inspiriert von einem Foto in der Karte, bestelle ich das leckere Pfeffer-Steak mit Pommes, womit ich geradezu auf einen Eklat zusteuere. Das Steak wird schon eine halbe Stunde später serviert, allerdings ohne Pommes und ohne Pfeffer – und so armselig klein, dass man es eigentlich zurück ins Meer werfen möchte. Nach einem dezenten Hinweis kommen 10 Minuten später dann auch die Pommes (oder zumindest etwas, das rein äußerlich so aussieht) und um den Pfeffer würde man sich nun aber sogleich kümmern. Nach einem weiteren Hinweis tut man es dann weitere 10 Minuten später auch tatsächlich, allerdings mit dem Ergebnis, dass man leider keinen Pfeffer habe. Der lässt sich jedoch einige Zeit später doch noch finden, denn stolz stellt der Kellner einen alten Streuer mit gemahlenem Pfeffer auf den Tisch. Inzwischen mein Steak aber kalt und ich beschließe, nun doch lieber auf das Gericht zu verzichten.
Der sichtlich überforderte Kellner ruft zunächst seinen Manager herbei, der, weil er offenbar mit meinem individuellen Spanisch überfordert ist, noch die Empfangsdame des angeschlossenen Hotels hinzuruft. Umringt von einer ganzen Schar Angestellter erkläre ich dieser auf Englisch, dass ich zwar großen Hunger habe, aber auf ihr kaltes Essen nun doch lieber verzichten möchte. Ein Angebot, mein Steak nochmal in der Mikrowelle aufzuwärmen, lehne ich freundlich ab. Während sich die gesamte Schar zur Beratung zurückzieht, steht kurze Zeit später auch noch der Koch mit grimmiger Miene neben mir und erkundigt sich nach meinem Anliegen, zieht jedoch schnell wieder ab, als ich ihm ebenso grimmig (weil hungrig) erkläre, dass mir sein Fleisch kalt nicht schmeckt. Die Beratung blieb offenbar ohne Ergebnis, denn in der folgenden halben Stunde kommt niemand mehr an unseren Tisch. Als wir beim Gehen das Bier bezahlen möchten, wird uns eine Rechnung über ein Bier und ein Steak präsentiert, so dass ich nochmal meine ganzen Spanisch-Kenntnisse raushole: No! Manchmal reichen auch wenige Worte. Wir bezahlen das Bier und gehen. Im Restaurant gegenüber werde ich an diesem Abend dann doch noch satt – die bolivianische Küche kann durchaus lecker schmecken!
Am nächsten Morgen landen wir wieder an der Plaza Principal und stellen fest, dass wir hier in der Innenstadt von Santa Cruz eigentlich alles gesehen haben. Wir nehmen daher einen Colectivo in Richtung einer Shopping Mall, welche sich ein wenig außerhalb des Stadtkerns befindet. Die Busse sind hier deutlich kleiner und in der Regel ausgediente japanische Vehikel, was die Benutzung für einen 1,85 m großen Durchschnittseuropäer zumindest zu einer interessanten Erfahrung macht. Stehen geht nur, wenn man den Kopf stark zur Seite neigt, und findet man tatsächlich einen Sitzplatz, so muss man die langen Beine irgendwie zwischen die Sitze klemmen.
Nach rund einer Stunde Fahrtzeit bin ich froh, mich wieder aus dem Bus schälen zu können, und wir finden uns in einem nagelneuen, großen und modernen Einkaufszentrum wieder, offenbar jüngst eingeweiht, in dem man eigentlich alles bekommt, was man so brauchen könnte. Mein persönliches Highlight ist der Foodcourt, in dem eigentlich sämtliche US-Ketten vertreten sind. Nach einer richtig leckeren knusprigen Peperoni-Pizza nutze ich diese seltene Gelegenheit und bestelle im Anschluss in einem anderen Laden noch ein Burger-Menü – wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder etwas zum Essen bekommen werde, die gestrige Erfahrung macht vorsichtig.