07 Sambor Preikuk

Tag 7: Kambodscha – Sambor Preikuk

Um 07:00 Uhr klingelt uns Wecker, obwohl er es gar nicht musste, denn ein dringendes Bedürfnis ließ mich schon um 5:00 Uhr ins Bad eilen. Ob es nun am gestrigen Chicken Curry lag oder noch die Auswirkungen von vorgestern sind, man weiß es nicht, weniger Fleisch könnte jedenfalls eine gute Idee sein.

Wir verzichten auf das Hotelfrühstück auf der roof top terrace, da die Abholzeit am Hotel eigentlich bereits „ab 7:30h“, sein sollte. Tatsächlich ist es dann 8:35 Uhr, als ein Tuktuk vor unserem Hotel vorfährt, um uns abzuholen, offenbar hatte man uns vergessen und dies dann erst bei der planmäßigen Abfahrt des Busses bemerkt. Aber so etwas wird hier ja unkompliziert gelöst und so holte man uns eben noch schnell ab, während der Bus auf noch uns wartete.

Abfahrt nun also um 8:50h in Richtung Phnom Penh und wir hatten uns noch immer nicht entschieden, ob wir auf halber Strecke in Kampong Thom aussteigen sollten oder nicht. Dort soll sich eine große, aber eher noch nicht so bekannte Tempelanlage im Wald befinden, die einen Besuch lohnenswert machen könnte. Wir konnten allerdings über das Internet nicht in Erfahrung bringen, wie es dort mit Übernachtungsmöglichkeiten aussieht.

Als unser Bus für eine kurze Pause direkt vor dem Aruna Hotel in Kampong Thom hält, bleibt uns nicht viel Zeit und wir entscheiden spontan, hier einfach auszusteigen und unsere Rucksäcke entladen zu lassen. Wir sind offenbar die einzigen, die in diesem kleinen Örtchen austeigen, so ist in dem Hotel immerhin auch ein Zimmer für uns frei, das wir für 15 USD nehmen – nicht schön, aber noch ok. Ein anderes Hotel gibt es hier ohnehin nicht und der Bus ist längst weitergefahren.

Aruna scheint hier im Ort das Monopol zu haben, neben dem einzigen Hotel betreibt sie noch das einzige Restaurant an der Hauptstraße, in dem die Durchreisenden sich in den Pausen stärken. Hier frühstücken auch wir erstmal ausgiebig, bevor wir uns für 15 USD für den Tag ein Tuktuk mieten und uns zur Tempelanlage Sambor Preikuk bringen lassen. Der Eintritt selbst wird uns weitere 3 USD pro Nase kosten, aber diese Fahrt durch kleine kambodschanische Dörfer und mitten durch Reisfelder ist einfach nur schön!

Die Tempelanlage selbst ist sehr viel zerstörter als Angkor Wat und Co. und damit lange nicht so imposant, das Schöne daran ist aber, dass wir in aller Abgeschiedenheit des Waldgebietes nahezu allein das Gelände erkunden können – abgesehen davon, dass eine Kinderschar uns auf Schritt und Tritt zu folgen sucht, um ein paar Schals an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Als professionelle Verkäufer schert es sie auch wenig, dass ich zu erklären versuche, wirklich keinen Schal zu benötigen.

Mit fällt ein Trick ein, den ich oft bei Wespen erfolgreich anwende. Schwirrt draußen immer wieder eine Wespe um mich herum und lässt sich einfach nicht vertreiben, so stelle ich mich unauffällig zu einer anderen Person in der Nähe. Erweitert die Wespe ihren Kreis daraufhin, entferne ich mich schnell wieder und lächle, wenn ich im Augenwinkel die andere Person mit den Händen rumfuchteln sehe.

Bei Kindern klappt es sogar noch besser, denn man kann zusätzlich noch unauffällig mit dem Finger auf die andere Person zeigen. Und so schlendere ich mit den Kindern im Schlepptau zu den einzigen anderen Touristen an diesem Ort, ein Pärchen mittleren Alters, grüße im Vorbeigehen freundlich und in dem Moment, wo die Kinder nun auch ihnen ihre Waren anbieten, mach ich mich leise vor mich hin pfeifend vom Acker. Dem einen Kind, das mir weiterhin folgt, gebe ich zu verstehen, dass dort drüben Geld zu holen ist und so kehrt auch dieses um. Händler erfolgreich abwimmeln, indem man sie anderen auf den Hals hetzt, muss ich mir merken!

Die Stimmung auf der Tempelanlage mitten im Urwald ist toll, erhaben, ehrwürdiger, ursprünglicher, authentischer und damit einfach SCHÖNER als das Massengeschäft des Vortages. Einen kleinen Schreck kriege ich, als ich zwischen den Bäumen beinahe in ein riesiges, etwa einen Quadratmeter großes Spinnennetz laufe, in dem der Besitzer schon auf mich wartet. Sicher harmlos, aber dennoch muss ich die Handgroße Spinne auch nicht unbedingt in meinem Gesicht haben.

Gegen 17 Uhr gelangen wir zurück ins Zentrum, lassen uns bei einem kuriosen Tempel absetzen, der auf uns wirkt wie eine billige Jahrmarktmischung aus bunt zusammengewürfelten hinduistischen und buddhistischen Elementen, vieles aus Plastik und mit dem Anschein eines kitschigen Religionsentertainment-Park. Dennoch wohnen hier tatsächlich Mönch, die jedoch alles andere als einen keuschen und religiösen Eindruck auf uns hinterlassen: sie spielen mit ihren Smartphones und starren Lisa mit offenen Mündern hinterher. Das Seltsamste an diesem Ort ist jedoch ein dunkler und muffig riechender Tempel, aus dem man schon von außen ein unentwegtes lautes Surren hört, weil er im inneren von unzähligen Kakerlaken bevölkert ist. Schon auf dem oberen Absatz laufen hunderte von ihnen herum und innen bewirkt das immer lauter werdende Surren gepaart mit dem modrigen Gestank ein regelrecht beklemmendes Gefühl.

Schnell wieder rau und weiter geht’s mit dem Spaziergang durch die Innenstadt, über den Markt, der in der Dämmerung zwar lustig wirkt, aber einfach nur matschig-nass ist, da auf den Schotterpisten abseits der National Road No. 6 zahlreiche Pfützen stehengeblieben sind (das Wetter des heutigen Tages war eine lebhafte Mischung aus Platzregen und Sonnenabschnitten!). Gegen 18:30 Uhr erleben wir dann unseren göttlichen Moment durch das Abspülen des ganzen Staubes unter einer erfrischenden Dusche.

Das Abendessen gibt es heute natürlich bei Aruna: fried spicy pork, rice and fries sowie eine große Flasche ANGKOR Bier. War da was mit Fleisch? Ach, geht schon wieder… Aruna hat offenbar nicht nur das Monopol im Ort, sie scheint auch die größte Arbeitgeberin zu sein. Den Rest des Abends beobachten wir das wuselnde Meer gelb bekleideter Jungkambodschaner, die eine kunterbunt gemischte Schar Durchreisender unterschiedlichster Herkunft (vor allem Asiaten) bedienen. Vor exakt einer Woche sind wir abends in Bangkok angekommen, unglaublich, welche Eindrücke wir seitdem erleben durften.

 

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