Tag 14: Im Nachtbus nach Bagan
Unser „continental breakfast“ im Hotel lassen wir ausfallen, stattdessen, setzen wir uns bei „Grandfather and Grandmother“ direkt an den Fluss, essen ein Omelette und genießen die letzte Stunde in Mulmein, bevor wir den Rest des Tages im Bus sitzen werden.
Früh geht es los mit einem gelben megaalten Tuktuk quer durch Moulmein zur Busstation und ab in Bus Nr. 1 nach Yangon. Die Busfahrt kostet nur 5000 Khat pro Person – bietet aber den komfortabelsten Reisebus, den wir bisher auf unserer Reise bestiegen haben – incl. Stewardess, AirCon, saubere, moderne Sitze, Beinfreiheit, Kissen, leise Musik, alles auf neuestem Stand der Reisetechnik. Wie sich die unterschiedlichen Preisniveaus erklären lassen, wissen nicht einmal die Einheimischen. Aber bei all dem Luxus ist es irgendwie auch nicht so lustig und authentisch myanmarisch wie die Fahrten in unseren Gammel-Bussen.
Zurück am quirligen Busbahnhof der Hauptstadt uunternehmen wir einen letzten Versuch, per Telefon eine Hotelreservierung für Bagan klarzumachen – leider vergebens. Also besteigen wir Bus Nr. 2, der nicht ganz so neu wie der erste aber auch ganz o.k. ist, allerdings so kalt, dass wir zum ersten Mal seit langem Pullis anziehen müssen. Es gibt auch hier Decken, eine Stewardess, Erfrischungstücher und sogar Zahnbürste und Zahnpasta in einer der vielen Pausen – zu vielen Pausen, die immer gerade dann sind, wenn man gerade einmal einschlafen konnte. Die Pausen selbst sind ansonsten aber immer ein Spektakel, auf den Raststätten mit den riesigen Lokalen geht die Post ab, ganze Großfamilien sitzen zusammen, speisen ausgiebig und haben Spaß.
Ziemlich gerädert kommen wir gegen 5 Uhr morgens am Busbahnhof in Bagan, ohne Plan und ohne einen Schimmer, wo wir ein Hotel finden könnten. Ein bisschen verloren stehen wir da, als der Bus wieder abfährt und die anderen Ankömmlinge verschwunden sind, als ein netter englischsprechender Myanmarer mit seiner Kutsche vorbei kommt, uns eine Fahrt zum Sonnenaufgang bei den Tempeln anbietet und ein Hotel würde er auch für uns finden. Kutschfahrten sind ja eigentlich nicht so unser Ding, aber in diesem Fall passt es einfach und ich nehme die Erkenntnis auf: egal, wie chaotisch und planlos hier das Reisen auch sein kann, irgendwas wird immer passieren.
15 Minuten später sitzen wir auf dem Dach eines Tempels, zu dem uns unser Kutscher gebracht hat, und vertreiben uns die Zeit bis zum Sonnenaufgang damit, einem anderen Touristen gespannt dabei zuzusehen, wie er für seine Freundin eine mitgebrachte Ananas mit einem winzigen Taschenmesser zu schälen versucht – ein großes Schauspiel, das sich noch weit über den Sonnenaufgang hinaus erstreckt und am Ende nicht viel von der Frucht übrig lassen wird. Als dann aber schließlich die Sonne aufgeht und die Tempellandschaft im Morgennebel erscheint, verschlägt es uns die Sprache. Dieser Moment gehört zu den schönsten, die wir auf all den Reisen je erleben durften!