Peninsula Valdes
Bereits über das Internet haben wir für 16:00 Uhr eine Whale-Watching-Tour im Yellow Submarin gebucht, einem Spezialboot, das Fenster unterhalb der Wasseroberfläche zum Beobachten der Wale unter Wasser besitzt. Da wir vorher noch etwas Zeit haben, fahren wir am Montagmorgen zunächst noch einmal die Küstenstraße in Richtung Süden entlang, um Punta Lomo zu besuchen. Für 40 Pesos Eintritt kommt man hier über einen kleinen Wanderweg zu einer schönen Steilküste, von der aus man einen schönen Blick in die Bucht mit einer ziemlich großen Seelöwenkolonie und vielen Seevögeln hat. Wir schauen den Seelöwen eine Weile beim Spielen im Wasser zu und machen uns dann endlich auf den Weg zur Penisula Valdes.
Für die Fahrt wählen wir die Schotterpiste entlang der Küste, diese ist zwar weniger komfortabler zu befahren, dafür gibt es erheblich mehr zu sehen. So können wir während eines Stopps an einem Strand Glattwale (Ballena franca austral) beobachten, die keine 50 Meter vom Strand entfernt vorbeiziehen und ihre Fontänen in die Luft sprühen. Auf den ersten Blick sehen Glattwale eher nicht so glatt aus, denn die Köpfe, die immer wieder aus dem Wasser auftauchen, sind mit vielen Hautwucherungen übersäht. Trotzdem wirken die etwa 15 Meter langen Wale ziemlich beeindruckend.
Bei Erreichen der Halbinsel ist zunächst wieder ein Stopp am Kassenhäuschen angesagt: das Befahren des Naturschutzgebietes kostet einen Eintritt von 150 Pesos pro Nase. Aber zum Erhalt der Natur legen wir das doch gern hin. Dafür ist die Straße nach Puerto Piramides auch frisch asphaltiert, was in dieser Gegend ja nicht selbstverständlich ist. Ein bisschen seltsam ist es ja schon, dass ausgerechnet ein Naturschutzgebiet die beste Straße der Provinz Chubut aufzuweisen scheint, aber das relativiert sich später dann doch noch.
Puerto Piramides ist ein kleiner (und auch der einzige) Ort mit nur 300 Einwohnern, der sich eigentlich nur auf 3 Straßen beschränkt und fast ausschließlich vom Tourismus lebt. Neben einigen Anbietern von Whale-Watching Touren gibt hier es noch einige Restaurants, ein paar kleinere Hotels sowie einige kleine Souvenir- und Lebensmittelgeschäfte. Tagsüber ist hier einiges los, weil viele Busse mit Reisgruppen auf ihren Rundtouren hier für eine Wal-Tour vorbeikommen. Nach den Boots-Touren steigen aber alle wieder in ihre Busse und fahren weiter, so dass die Atmosphäre am Abend sehr ruhig und entspannt ist und fast etwas von einer Aussteiger-Kommune hat. Die Einwohner treffen sich noch auf ein Bierchen in einem kleinen Lokal und die Straßen sind wie ausgestorben. Von Puerto Piramides werden in Übrigen keine Ausflüge in andere Teile der Insel angeboten, wer hier also keinen Mietwagen zur Verfügung hat sondern mit dem Bus gekommen ist, ist hier erstmal gestrandet.
Da wir 1 h vor Abfahrt anwesend sein sollen, begeben uns als erstes in das Büro der Yellow-Submarin Tour. Hier erfahren wir, dass die Touren für heute abgesagt wurden, wegen des starken Windes fährt der Käpt’n heute nicht raus. Für morgen früh ist die Tour bereits ausgebucht, lediglich für den Nachmittag können uns am nächsten Tag zwei Plätze angeboten werden. Stattdessen wird uns eine Fahrt mit dem „normalen“ Boot angeboten, die wir jedoch ablehnen, weil dieser Veranstalter mit doppelstöckigen und voll mit Touristen beladenen Booten rausfährt, was uns dann doch eine Nummer zu krass erscheint. Ein wenig traurig klappern wir die anderen Tour-Anbieter ab und stellen fest, dass es so kurzfristig gar nicht so einfach ist, da dieses Wochenende im Oktober wegen des Feiertags die absolute Hochsaison ist. Schließlich werden wir aber doch fündig und buchen die Sunset-Tour bei einem der kleineren Anbieter. Die Hotelsuche in der Zwischenzeit bis zur Abfahrt verläuft dagegen weniger problematisch als befürchtet. Obwohl bei einer Internet-Recherche nichts mehr verfügbar war, finden wir vor Ort gleich mehrere Hotels, die noch freie Zimmer haben. Schon nach kurzer Zeit checken wir im ACA Hotel ein, dass wie ein amerikanische Motel erscheint, ein bisschen runtergekommen, aber sauber und der Portier, ein Aussteiger aus Buenos Aires, ist super nett.
Die Bootstour ist der Hammer! Der Käpt’n gibt ordentlich Gas, so dass unser Zodiac nur so über die vom Wind aufgetürmten Wellen hüpft. Nach einer halben Stunde hartem Wellenritt halten wir in einer Bucht, in der wir schon von weitem einige Wale erspäht hatten, die an diesem Tag auch noch besonders aktiv sind. Einige springen immer wieder hoch aus dem Wasser und lassen sich seitlich aufschlagen, angeblich, um ihren Artgenossen mit diesen Schwingungen auf ihre Position aufmerksam zu machen. Einige Wale tauchen direkt neben unserem Boot auf und einer scheint mit seiner senkrecht aus dem Wasser stehenden Schwanzflosse geradezu für uns zu posieren. Zwei Stunden und etwa 300 Fotos später fahren wir im Sonnenuntergang wieder zurück nach Puerto Piramides, wo wir uns im Büro des Tour-Anbieters bei einem Glas Rotwein und kleinen Snacks die Dia-Show des Mitgekommenen Fotografen anschauen. Obwohl die Fotos sensationell gut sind, entscheiden wir uns gegen einen Kauf. Sich Fotos eines anderen anzuschauen, ist einfach nicht dasselbe…
Am Dienstagmorgen starten wir mit unserer Rundtour um die Penisula Valdes. Zunächst geht es nach Punta Delgado, einem kleinen privaten Anwesen im Süden der Halbinsel, die aus einem Leuchtturm, einem kleinen Hotel sowie einem Restaurant besteht. Auch wenn uns der Ort ganz gut gefällt, sind wir doch ganz froh, dass wir uns nicht hier Hotel einquartiert hatten, das zwar preislich gehoben ist, dies aber qualitativ nicht zu rechtfertigen scheint. Das Hotel besteht aus einigen kleineren Holzgebäuden, deren beste Tage offenbar schon seit einiger Zeit vorbei sind. Vor dem Leuchtturm, den man kostenlos besteigen kann, führt eine lange Holztreppe hinunter zum Strand, wo sich viele See-Elefanten in der Sonne ausruhen. Direkt an den Strand darf man zum Schutz der Tiere nur mit einem (kostenpflichtigen) Führer, der allerdings gerade mit einer kleinen Gruppe unterwegs ist. Da es nun auch nicht gerade die ersten See-Elefanten sind, die wir hier zu Gesicht bekommen, sehen wir keine Notwendigkeit, auf die Rückkehr des Guides zu warten und machen uns stattdessen weiter auf den Weg Richtung Norden.
Wir kommen nach Punta Cantor, das einen Naturpfad durch eine Graslandschaft bietet, die ein bisschen an die Lüneburger Heide erinnert. Außerdem gibt es an der Steilküste Aussichtsplattformen mit Blick auf eine Kolonie See-Elefanten (schon wieder). Wer genau hinschaut, entdeckt auch den einen oder anderen Wal in der Ferne immer mal wieder auftauchen. Kennen wir schon, also weiter.
Nächstes Ziel: Pinguine! Ein Stückchen weiter nördlich gibt es zwar nur eine eher kleinere Kolonie, dafür sind hier nicht so viele Touristen wie in Punta Tombo und man ist ganz nah dran. Zwischenzeitlich sind wir sogar mit den Pinguinen ganz allein. Diese sind offenbar schon einiges gewöhnt, denn sie lassen sich nicht einmal davon beeindrucken, dass ich ihnen mittels Teleskopstange meine GoPro direkt vor den Schnabel halte. Pinguine sind auch beim wiederholten Besuch immer noch süß!
Ganz im Norden der Peninsula befindet sich Punta Norte, wo man normalerweise um diese Zeit einige Orcas zu Gesicht bekommen soll. An diesem Tag jedoch leider nicht und so sehen wir einmal mehr eine Kolonie von See-Elefanten, die sich in der Sonne ausruhen…usw. Es wiederholt sich auch ein wenig.
Nach so vielen See-Elefanten beschließen wir, am Abend erneut eine Whale-Watching Tour mitzumachen und fahren schnurstracks zurück nach Puerto Piramides, wo wir um kurz vor 18:00 Uhr ankommen. Der Anbieter vom Vortag ist leider ausgebucht und auch bei den anderen in dieser Straße haben wir kein Glück. Allerdings war einer der Anbieter so nett, für uns bei einem Unternehmen auf der anderen Seite des Örtchens anzurufen, der auch tatsächlich noch 2 Plätze für uns hatte. Also ab in den Wagen und hin, wo es dann auch sofort an Bord ging, diesmal allerdings kein Zodiac sondern ein festeres Boot, was den Spaßfaktor doch ein wenig schmälerte. Die Tour selbst war dann auch gegenüber dem Vortag etwas mau. Zwar fanden wir eine Gruppe Wale, allerdings waren diese deutlich weniger aktiv, so dass wir meistens nur die warzigen Köpfe zu sehen bekamen. Einen Höhepunkt gab es am Ende dann doch, als drei Wale direkt unter unserem Boot durchschwammen, so dass wir sie mal in voller Größe sehen konnten.
Zurück an Land machen wir uns bald auf die Rückfahrt nach Puerto Madryn, weil früh am nächsten Morgen der Flug nach Bolivien ansteht.