Puno

Abstecher nach Peru – Puno

Durch die nicht einkalkulierte Wartezeit bei der Grenzkontrolle kommen wir erst gegen 16:15 Uhr in Puno an, was die verbleibende Zeit bei Tageslicht (Sonnenuntergang ist in diesen Gefilden äquatornah gegen 18:30 Uhr) und somit unseres beabsichtigten Ausflugs zu den schwimmenden Dörfern etwas einschränkt. Am Busbahnhof werden die Reisenden von den örtlichen Travel-Agents eingesammelt, das Gepäck wird in den jeweiligen Büros verstaut und dann treffen wir uns auch schon alle am Kleinbus, der uns zum Schiff bringen soll. Kleines Problem: Bus für neun Personen, aber 14 stehen davor. Konnte man nicht mit rechnen, dass das nicht passen würde. Ein mit der Situation offensichtlich überforderter Travel-Agent rennt daraufhin erstmal wieder ins Terminal und sucht eine Lösung, währenddessen wartet der vollbesetzte Bus und die überzähligen Personen davor. Nach einer Weile kommt er wieder heraus, mit der pfiffigen Lösung, einfach ein Taxi dazu zu bestellen. Nachdem auch dieses mit vier Personen voll ist, steigt er selbst in den Kofferraum und lässt sich dort einschließen – hiervon ist nun sogar der peruanische Taxifahrer zumindest überrascht. Lachend und feixend fahren wir über von uns sicher weniger gefühlte zehn Bodenschweller die 500 Meter zum Bootsanleger, wo der Agent dann vor den Augen eines dort stehenden Polizisten wieder aus dem Kofferraum herausklettert… Todo bién, no pasa nada!

Endlich auf dem riesigen und tatsächlich atemberaubenden Titicacasee, dem höchst gelegenen See der Welt, den sich Bolivien und Peru im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel teilen. Lustige Anekdote am Rande: Bolivien unterhält eine Marine, die auf dem Titicaca-See ihre Übungsmanöver abhält, dabei verfügt das Land seit dem Salpeterkrieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über keinen Zugang zum Meer mehr. Evo würde diesen Zustand aber natürlich gern wieder ändern…

Es geht mit einem kleinen Motorboot in einer guten halben Stunde Fahrt zu den Schwimmenden Dörfern („Islas Flotantes“). Interessante Sache: Aus Torf und Schilfgras in verschiedenen übereinander gestapelten Schichten werden zahlreiche Inseln gebaut, auf denen die „Bewohner“ ihre Hütten aus demselben Material – Schilfgras – errichten. Inzwischen ist es aber schon nach 17:00 Uhr und einige der „Bewohner“ haben offenbar schon Feierabend, so dass ihre Inseln geschlossen sind. Mir kommt der Verdacht auf, dass sie bereits mit ihren Booten zu ihren „echten Häusern“ ans Festland gefahren sind, wo sie es sich bei einem kühlen Drink vor‘m Fernseher gutgehen lassen. Eine Insel ist allerdings noch mit einer „Folkloregruppe“ bevölkert, die wir dann auch ansteuern. Auf ausgebreiteten Decken kann man hier original handgefertigte Puppen, Schmuck und kleine Strohbötchen als Modell ihrer echten traditionellen Flöße kaufen. Später werden wir feststellen, dass genau dieselben „handgefertigten“ Kostbarkeiten in jedem Souvenirladen in der Innenstadt Punos zu einem Bruchteil des Preises angeboten werden (und wir auch erst hier zuschlagen…). Es werden unendlich viele Fotos mit und ohne Trachten-Menschen gemacht; bei denjenigen, die sich nicht für den Kauf dieses Klimbims entscheiden, zieren sich die „Insulaner“ allerdings, als Fotomotiv zur Verfügung zu stehen. Es fällt dabei der Satz, dass man schon „zusammenarbeiten“ müsse, was wohl so viel heißen soll wie: Fotos nur, wenn ihr vorher unseren überteuerten Schrott kauft. Erwähnten wir schon, dass der Besuch dieser Inseln Eintritt kostet? Geschäftstüchtig, diese peruanischen Inselbewohner!

Auf dem Rückweg zieht ein anständiges Gewitter auf, die Blitze schlagen um uns herum ein und es regnet in Strömen. Da unser Boot keinen Scheibenwischer hat und der Käpt‘n nichts sehen kann (was ihn nicht etwa dazu verleitet, sein Licht einzuschalten), klettert er zwischendurch mal raus und gießt einen Eimer Wasser auf seine Frontscheibe – ohne nennenswerte Wirkung. Im Blindflug setzen wir unseren Weg in Richtung Anleger fort, den wir tatsächlich auch irgendwann erreichen. Immer noch im strömenden Regen rennen 14 Passagiere den Anleger hoch zum Bus. Natürlich konnte man nicht ahnen, dass auch alle Passagiere wieder mit zurückkommen, so dass man erstaunt feststellt, dass nicht genügend Plätze vorhanden sind. Ist uns aber diesmal egal, wir stellen uns einfach in den Kleinbus mit hinein, um nicht draußen noch nasser zu werden… Todo bién!

Zurück am Busbahnhof stehen wir vor dem inzwischen geschlossenen Büro unseres Travel-Agents. Unser Gepäck befindet sich drinnen, auf der anderen Seite der Scheibe, vom Agent ist keine Spur zu sehen. Nachdem wir uns einigermaßen ratlos im Nachbarbüro erkundigen, kommt der Agent kurz darauf etwas kurzatmig herbeigeeilt. Kann man ja mal vergessen.

Für den nächsten Morgen buchen wir eine Busfahrt zurück nach Copacabana mit dem Plan, dort ganz gemütlich zu frühstücken und am Nachmittag weiter nach La Paz zu fahren. Dabei erhalten wir noch einen Hoteltipp für die kommende Nacht, bei dem das Preis-Leistungsverhältnis richtig gut sein soll, es wird dann auch gleich telefonisch reserviert. Ob es eine Heizung hat? Si, claro, steht doch auf dem Flyer! ….nicht!, wie wir beim Bezug des ziemlich heruntergekommenen Zimmers feststellen. Der Rezeptionist meint dazu lapidar, dass diese natürlich nicht in dem Zimmer unserer Preiskategorie enthalten ist. Nun ja, ist ja nur für eine Nacht…

Auf der Rückfahrt von Puno nach Copacabana am nächsten Morgen wieder der obligatorische Stopp an der Grenze, bei dem wir sofort in das Büro der peruanischen und von dort im Anschluss zur bolivianischen Einreisekontrolle eilen. Erste! Keine Schlange, so dass wir schon nach einer knappen Viertelstunde durch sind – nur um dann über eine Stunde auf die Mitreisenden zu warten, die nach dem Aussteigen zunächst Fotos geschossen und Getränke gekauft haben, so dass andere inzwischen angekommene Reisegruppen dazwischen kamen. Anfänger!

Zurück im weiter von Touristen übervölkerten und uns nach wie vor nicht ansprechenden Copacabana entscheiden wir uns erneut spontan, dass sich ein Verbleiben nicht lohnt und wir stattdessen direkt weiter über La Paz nach Uyuni fahren möchten. Im Büro des Busunternehmens Titicaca reservieren wir Plätze im Liegesessel-Bus nach Uyuni, müssen jedoch zuvor mit einem anderen, etwas schäbigen Bus nach La Paz, weil der Titicaca-Bus dorthin bereits ausgebucht ist. Ist aber kein Problem, weil dieser auch in der Nähe des Busbahnhofs in La Paz halten soll. Allerdings handelt es sich hier um einen lokalen Bus, der Jeden mit Sack und Pack mitnimmt, der an der Straße winkt, so dass unsere Fahrt doch um einiges länger dauert. War aber auch billiger…

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