Salar de Uyuni II

Salar de Uyuni II – Schnee in der Wüste

Ich bin immer noch so blass wie die Salzwüste um mich herum, heute könnte sich sicher alle in Sachen Trickfoto übertrumpfen. Mir ist auch noch immer übel, aber der zweite Tag in der Salzwüste muss glücklicherweise dennoch nicht ohne mich beginnen. Dieser Ort ist sich nicht der schönste, um mehrere Tage krank im Bett zu verbringen, zumal das Klopapier ja nun auch noch alle ist.

Ich quäle mich an Bord des Jeeps und gebe mich dem schaukelnden Delirium hin… Zum Glück wirkt das Immodium akut unseres französischen Honeymoon-Pärchens Stéphanie und Xavier ganz gut, so dass ich jedenfalls nicht mehr dringend auf die Nähe eines Örtchens angewiesen bin. Die Fahrt an diesem Tag ist extrem cool, im wahrsten Sinne des Wortes! Es gibt heftiges Schneegestöber und die Stimmung draußen gleicht einem bevorstehenden Weltuntergang. Die so oder so schon mondartige Landschaft mit skurrilen Felsformationen wird in eine spooky Atmosphäre getaucht, allerdings verschläft die Mehrheit der Jeep-Insassen dieses Spektakel, eine Auswirkung der fehlenden Nachtruhe.

Zur Mittagszeit kommen wir dann allerdings an einer wunderschönen Lagune (Red Lagoon) an, in der sich einige Hundertschaften herrlich pink-farbener Flamingos herumtreiben. Für das Auge eines Europäers, der diese eleganten Vögel nur aus seiner Kindheit im Zoo kennt, ein wahnsinnig schöner Anblick! Mittagessen lasse ich heute mal lieber ausfallen, aber das heutige Outdoor-Picknick wird eh von einer herannahenden Gewitterfront jäh beendet. Ich besuche stattdessen ein mir mittlerweile vertrautes Örtchen, dessen Benutzung hier auch nur läppische 5 Bolivianos kostet – kann man sich für diesen Preis ja gleich mehrfach gönnen. Habe ich schon erwähnt, dass die Bolivianer ein geschäftstüchtiges Völkchen sind??

Nicht nur aufgrund des schlechten Wetters machen wir an diesem Nachmittags einen frühen Feierabend und kehren in die Salzherberge Nr. 2 ein, die noch einfacher als die erste ist und lediglich Gemeinschaftszimmer für die jeweiligen Gruppen anbietet. Hier gibt es auch kein Heißwasser zum Duschen mehr, auch nicht gegen Aufpreis. Wer seine diversen Akkus für Kamera usw. noch am Vorabend im ersten Salzhotel aufgeladen hat, kann sich nun glücklich schätzen, denn Steckdosen sucht man hier vergebens.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Schlichtheit unserer Unterkunft und der nicht vorhandenen Ablenkmöglichkeiten unserer zivilisierten Welt verbringen wir einen sehr lustigen Abend zu sechst, der uns als Gruppe zusammenschweißt – wir spielen Karten! Unsere neuen neuseeländischen Freunde Ben und Jules bringen uns ein Spiel namens „President and Asshole“ bei, eine Mischung aus Uno, Mau Mau und Schummel. Und während wir bei Musik und einer Flasche Rotwein unseren Spaß haben und die Hütte rocken, sitzt am Nachbartisch eine weitere Reisegruppe, vertieft im Standard-Lonely-Planet-Geschwafel– laaaaaaaaaaaaaaaangweilig! Den Rotwein haben wir übrigens von unserem Fahrer zum Abendessen bekommen, nebst einem Topf Spaghetti Bolognese. Sicher war die Absicht dahinter, mit dem Alkohol etwas Stimmung in diese dürftige Unterkunft zu bringen. Hat ja auch einigermaßen geklappt, wenngleich ein paar Flaschen mehr die Wirkung sicher noch potenziert hätten.

Die Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft findet in unserer Gruppe, die aus drei Pärchen besteht, keinen großen Anklang und so teilen wir uns zur Schlafenszeit auf und schleichen unentdeckt in die übrigen nicht genutzten Gemeinschaftsunterkünfte.

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